Ein Buch als Geschenk

Micha | 22.07.2025

In Grunde ist ein Buch ein dankbares Geschenk.

Betrachten wir die Situation der Schenkenden: In unseren Kreisen signalisiert ein Buch immer, dass man die andere Person ernst nimmt. Macht man sich zudem mega Gedanken über Titel und Inhalt des Buches, signalisiert man, dass man die andere Person mega ernst nimmt. Zwar ist ein Buch ein Buch, jedoch ist ein Buch nicht gleich Buch. Man hat eine riesen Auswahl, kann dadurch also perfekt variieren und selektieren. Da ist schonmal der Preis, von ’nem Zehner angefangen (okay, nicht mehr wirklich oft) bis hin zu krass teuer. Für Kollegen ein Fachbuch (Vorsicht, kann missverständlich wirken), für Genießer den neuesten Ottolenghi, für Gebildete etwas von Suhrkamp, für Freunde alles Mögliche, für Lieblingsfreunde die Lieblingsbücher, für Leseprofis eine Empfehlung von Denis Scheck und für die (un)heimlich Angeschmachtete Liebesgedichte oder, wenn mann es weniger ernst und vielmehr praktisch meint, erotische Gedichte. Zu beachten ist im Grunde nur, dass ein möglicher Spiegel-Bestseller-Aufkleber rückstandsfrei entfernt werden kann. Ich selbst verschenke zudem nie ein Buch, was ich selbst nie lesen würde.

Ich, als mit einem Buch beschenkte Person, freue mich in den allermeisten Fällen sehr darüber. Dies ist sowohl der Fall, wenn ein Buch einfach nur aus meiner Wunschliste entnommen, als auch wenn es ein Überraschungsbuch ist. Irgend einen Grund wird Titel oder Inhalt schon haben und wenn das nicht der Fall ist, irgend einen Grund wird der Verlag schon gehabt haben, das Buch zu verlegen und zu drucken. (Hier und da entdeckt man man diesen Grund nach dem Lesen leider partout nicht.)

Ich will…

Ich will auf etwas ganz anderes hinaus, vielleicht kennt ihr das auch. Ich frage mich oft, nachdem einige Zeit vergangen ist, ob das Buch Gefallen gefunden hat. War es ein tolles Buch, war es langweilig? Wurde es weiter empfohlen oder gar weiter verliehen als besonderer Tipp? Gäbe es etwas dazu zu sagen, was im Lauf der Zeit und der nächsten Bücher in Vergessenheit geriet? Mich als Schenkendem würde es interessieren – wirklich! Nur frage ich selten nach. Warum eigentlich nicht? Und wie ist es umgekehrt? Ich werde ebenso selten gefragt und manchmal bin ich ganz froh, vor allem, wenn eben dieses Buch wegen der Vielzahl der noch Anstehenden an Position siebenundzwanzig im Stapel liegt. Ich möchte mich nicht dafür rechtfertigen müssen, dass meine Lese-Reihenfolge einem hochkomplexen Auswahlprozess unterliegt – oder einfach nur spontaner Lust. Und umgekehrt möchte ich nicht mal die Spur einer Rechtfertigung abverlangen, um Gottes Willen.

Der Vorsatzpartout

Gleichwohl. Ich möchte mich herzlich bedanken für die Bücher, die ich in letzter Zeit so zahlreich geschenkt bekommen habe. Ich werde sie alle beginnen, ich werde hoffentliche alle zu Ende lesen, ich werde zu allen eine Meinung haben und ich werde ab jetzt versuchen, immer eine kurze oder lange Rückmeldung zu geben. Auch wenn das – Entschuldigung – Wochen oder Monate (Jahre?) dauern kann.

Es lebe das Buch, egal ob Geschenk oder nicht. :-)