Liebe Gabi, Lieber Ralph,
was habe ich als Erstes gedacht, als ihr im Dezember eure Hochzeitspläne verkündet habt? Ich beantworte die Frage gleich, zunächst einen Ausflug in etwas Anderes.
Ich habe vor vielen Jahren einen Bericht gesehen über die Kunst des ‘japanischen Töpferns von Teetassen’ und die anschließende, aufwendige und komplizierte Prozedur des Aschebrennens für die Glasur, das Finish.
Oft kommt dabei nicht einmal eine Töpferscheibe zum Einsatz, sodass jedes Stück nicht uniformiert, maschinell, sondern schon auf den ersten Blick als Unikat erkennbar ist. Die Einzelstücke sind nicht perfekt, haben Unwuchten und auch der Brennprozess trägt dazu bei, dass das Endergebnis nur begrenzt planbar ist, was den einzigartigen Charakter einer solchen Keramik unterstreicht. Alles in allem gehört viel persönliche Arbeit dazu, und ohne Verantwortung und ohne viel Gefühl für jeden einzelnen Schritt und ohne Liebe für die Details wird das Ergebnis nur befriedigend sein. Zu späte Korrekturen sind kaum bis nicht möglich.
Wenn ihr mitgedacht habt, dann habt ihr nicht nur die Form einer solchen Tasse vor Augen, nicht nur das konkrete Ding.
Jede Ehe, jede Beziehung ist ein Unikat. Der Alltag und die gemeinsamen Erlebnisse, Freuden und Tücken sind wie ein Brennprozess, der eine Glasur stark und dicht macht, oder rissig und brüchig, sie glänzend macht oder unansehnlich. Auf jeden Fall nicht planbar, mit einem einzigartigen Charakter. Alles in allem gehört viel persönliche Arbeit dazu, und ohne Verantwortung und ohne viel Gefühl für jeden einzelnen Schritt und ohne Liebe für die Details wird das Ergebnis nur befriedigend sein. Und es gilt auch hier: Der Prozess, Tag für Tag ist entscheidend, zu späte Korrekturen sind schwer.
Nach der genannte Sendung über die Kunst dieses Töpferns und Aschebrennens habe ich mich, man kennt das ja, intensiv damit beschäftigt. Bücher gelesen, andere Berichte studiert und natürlich überlegt, ob ich mir nicht eine solche Tasse eines japanischen Meisters kaufen solle. Alleine das Stöbern in solchen Angeboten macht unheimlich Spaß. Noch besser als EINE Tasse haben mir die Kombinationen aus zwei Tassen gefallen. Zwei unterschiedliche Tassen, jeweils für sich selbst stehenden und funktionierende Keramiken und doch als Paar eine Einheit bildend, zusammenpassend, praktisch und funktionell – und unglaublich schön. Was für ein tolles Geschenk, wenn man es denn mal bräuchte. Und seitdem schaute ich mir die zwei Tassen immer wieder mal an, ohne sie je wirklich gekauft zu haben.
Was habe ich nun als Erstes gedacht, als ihr im Dezember eure Hochzeitspläne verkündet habt? Lacht jetzt nicht. Ich dachte als Erstes: Endlich kann ich die zwei wunderbaren Tassen kaufen und verschenken.
Mit den Keramiken als Erinnerung wünsche ich euch einen täglichen Prozess voller Liebe im Detail, bei jedem Schritt. Ausreichende Vorsicht bei heiklen Schritten und einen wunderbaren Glanz, auch wenn es mal – vor allem, wenn es mal – durchs Feuer geht.
Alles Gute und herzlichen Glückwunsch.