Fränkischer Hochzeitstag

Micha | 26.08.2022

Das Gedicht ist meinen Eltern zum 55sten Hochzeitstag gewidmet. Dem aufmerksamen Leser entgeht nicht, dass die Zeilen eins und drei dem Gedicht Muttertag von Erwin Pelzig, dem bekannten fränkischen Lyriker entliehen sind. Dies ist Absicht und findet seine Ursache in einem running gag unserer Familie an den jährlichen Muttertagen.

Das Gedicht muss natürlich in unterfränkischer Mundart vorgetragen werden, sonst ist es witzlos.

Dieser Tach is Hochzeitstach.
Fünferfuffzich Jahr die Plach,
die Plach in liebe lange Jahr,
zu dieser Stund’ werds wirkli wahr.

Was soll mer sach, an so erm Tach
wenn soviel Jahr vorrüber.
Am besten nix zu denner Plach,
nur soviel: Schwamm halt drüber.

Vor soviel Jahr geehelicht,
verreckt nomal, wie ward ihr g’sund.
Doch simmer heut mal ehrlich,
die Mutter läfft nimmer so rund.

Erm Vater zwickt der Rücken,
er hört nur wass’er moch,
so richtig find er kee Entzücken,
außer halt ä’ Baustellentach.

Mer könnt jetzt heul, die weiße Fahne hiss,
und gut, so manches is nett leicht.
jedoch des bess’re Motto is
“Lachen, wenns zum Heulen net reicht”.

Grad an so erm schönner Tach
is brunsnochmal die bessre Frach,
WAS is gut und was is wichtich?
Und da is bei euch Vieles richtich.

Im Grunde wars a heile Welt,
meistens gings berchauf,
mal zu wenich, er annersmal genuch vom Geld,
so nahm des Glück sein Lauf.

Immer was zu Essen,
des Leben war mehr Dur als Moll,
und vor allem nicht vergessen,
die zwee Kinner sin halt doll.

Übrigens, die Kinner sind sehr dankbar,
und wenn ich “Danke” sach
ich denk, ich sprech auch für die nächste Brut,
dann ist des sicher wohl kä Frach
uns geht’s auch welcher euch so gut.

Alles Gute zum Hochzeitstach !