Vom Fotografieren mit dem iPhone

Micha | 19.03.2021

Nachdem ich in den letzten Tagen endlich mein Durcheinander im Hauptalbum meiner #iOS-Geräte beseitigt habe — ich habe über 3.500 Fotos der letzten Jahre sortiert —, sind mir ein paar Dinge aufgefallen. Wie ich sortierte bzw. wie es überhaupt möglich ist, im Apple-Foto-Universum Ordnung zu schaffen, übrigens ein Paralleluniversum indem Chaos und Unlogik herrscht, ist einen eigenen Blog-Eintrag wert. Es geht mir im Folgenden nur um Bilder, die ich mit einem gewissen fotografischen Anspruch aufgenommen habe, also Licht, Bildaufbau und Komposition, Storytelling, usw. .

Ich will mich (nicht) selbst loben, aber es sind ein paar großartige Fotografien dabei, die ich fast vergessen hätte und die ich als Fotograf unbedingt auf Wiedervorlage setzen musste. Daneben leider auch eine riesige Menge an Schrottbildern, Dubletten, unnötigen Variationen des gleichen Motives — alles Kandidaten zur sofortigen Löschen. (Die Betrachtungen hier basieren auf dem Fotografenauge, ich lösche natürlich keine Familienerinnerungen, nur weil sie schrecklich geknipst sind.) Die Rückschau erwies sich als wahre Goldgrube bei manchen Bildern, bei anderen hatte ich das Gefühl, im Nachhinein sehe ich weniger Potential darin als damals in der ersten Begeisterung.
Anders als wenn ich mit der Spiegelreflex unterwegs bin, mache ich mit dem iPhone auffällig mehr Fotos von gleichen Motiv, oft ohne Variation des Standpunktes, im Grunde x-mal ein sehr ähnliches Foto. Meine Erklärung dafür ist, dass ich dem Handy nicht wirklich vertraue: das Foto ist leichter verwackelt, später kann nicht so einfach und ohne Qualitätsverlust nur ein Ausschnitt verwendet werden und auch die Beurteilung des Fotos auf dem Display ist wesentlich schwerer. Schaue ich durch den Sucher meiner DSLR und drücke ich den Auslöser, weiß ich bereits zuverlässig, ob das Foto okay ist, gut oder sehr gut. Das ist ein wirklich gewaltiger Unterschied für mich.

Die Fotos in meinem Stream wurden mit einem iPhone5, dann mit einem iPhone7 aufgenommen und man kann die Grenze dazwischen deutlich erkennen. Weniger Rauschen, schärfere Fotos und grundsätzlich ein natürlichere Eindruck. Noch auffälliger ist der Unterschied zu ein paar neueren Fotos, die mit einem aktuellen iPad Pro aufgenommen wurden — die sind technisch schon verdammt gut. Aber! So gut die Sensoren mittlerweile sind, gerade in Situationen mit problematischem Licht bin ich alles in allem nicht glücklich und zufrieden mit den Fotos. Alles in allem ist die Rauschqualität bei optimalem Licht sehr gut, bei schlechtem Licht noch gut. Bei schwierigem Licht, hohen Kontrasten und bei wenig Licht sind die Ergebnisse ungenügend und das gilt auch für die aktuellsten iPad-Linsen (drei an der Zahl). Gleiches kann über die Schärfe gesagt werden. Werden die Fotos wieder auf dem Handy angesehen oder auf einem nicht zu hochauflösenden Monitor, sind sie gut bis sehr gut. Passte aber irgend etwas nicht (Licht, Seitenlicht, digitaler Zoom,…), sind die Fotos nett, aber nicht mehr, auch nicht mehr zu gebrauchen für eine Weiterverarbeitung oder ein gutes Finish.
Die Sache mit der festen Brennweite und der beschränkten Tiefenschärfe wird sich wohl noch weiter entspannen durch die Verwendung von drei oder noch mehr verschiedener Linsen, man wird sehen.

Fazit

Bei vielen guten Fotos wünschte ich mir, ich hätte sie in DSLR-Qualität vorliegen, andererseits weiß ich, ohne Handy hätte ich sie vielleicht nicht vorliegen. „Die beste Kamera ist die, die Du dabei hast.“ Der Spruch gilt weiterhin und ist richtig, jedoch ist für mich die Erkenntnis: Verzichte wenn es möglich ist, lieber doch nicht auf die DSLR oder die Kleinbildkamera, wenn Du raus gehst. Wenn Du ein iPhone dabei hast, hast Du auch einen guten Foto dabei, aber die beste Kamera hast Du dabei, wenn Du Deine beste Kamera dabei hast.