Homeland Stafel 6

Micha | 04.08.2019

(Vorsicht, diverse Spoiler)

Zügig habe ich die sechste Staffel von Homeland durchgeschaut. - ich finde sie nur durchschnittlich gut. Man bekommt natürlich Alles, was man von einer Homeland-Staffel erwartet, viel mehr als das. Und das ist genau das Problem, es ist von Allem einfach zuviel. Das Rad, das gedreht wird ist noch größer (Carrie beschützt POTUS höchstselbst), der Gegner ist perfekt und unsichtbar, das Pendel, Carrie und Saul sind gut versus Carrie und Saul sind böse, schwingt noch schneller und häufiger hin- und her und die Story wird noch stakkatoartiger erzählt, als in den vorherigen Staffeln. Was mich persönlich aber am meisten stört ist, dass die Schauspielerin von Carrie nicht mehr Carrie einfach sehr gut verkörpert sondern auf einmal Carrie spielt. Es fehlt diese Natürlichkeit, man hat das Gefühl, Carrie soll genauso sein wie immer. Nur durch das Kopieren des typischen Carrie-Verhaltens ist es zuviel, wird es unglaubwürdig - ein wirklich eigenartiger Effekt. Vielleicht ist das der Preis, den alle erfolgreiche, zunächst neuartige Charaktere, ab ihrer jeweiligen vierten, fünften oder sechsten Staffel bezahlen müssen.

Das politische Setting ist leicht zu verstehen. Die Präsidentin macht den Obama, der rechte Einpeitscher geht auf Steve Bannon und sein Umfeld zurück und weitere Parallelen sind leicht zu erkennen. Leider auch hier oft grob, holzschnittartig und overacted. Mir kommt es an vielen Stellen vor, als wollten der Showrunner mit seinen Autoren belehren über die Macht der Medien und des Internets, über Bots und Wahlmanipulation. Und mit Hilfe der erfolgreichen Serie den Weg auch zu denen finden, die Nachhilfe nötig haben. (Ich frage mich, ob das wirklich funktioniert, ob das bei solchen Leuten verfängt.)

Schade finde ich den Verlauf der Geschichte was Astrid angeht, großartig von Nina Hoss gespielt. Ihr nehme ich die kleine Rolle ab. Dann warten wir nun ab, ob Peter in der siebten Staffel wieder den John Snow gibt und wie sich Amerika weiter entwickelt.